Und was ist wirklich wichtig?
Jetzt soll nicht etwas Moralisches, Ethisches, Religiöses oder traditionell Normatives angeboten werden. Allerdings ist die normative Komponente schon in der Frage enthalten. Viele gebildete Menschen werden das Anthropozän, den Klimawandel und andere langfristig wirkende Umweltprobleme für zentral halten. Dem kann ich mich anschließen. Ich bewundere die Personen und Gruppen, die viel Energie in entsprechende Aktivitäten investieren, z.B. Greta Thunberg, Futurzwei. Mein Vorschlag ist somit nicht als Alternative sondern nur als Perspektive zu verstehen: Der Leser/ die Leserin wird aufgefordert, für sich die Frage zu beantworten und die Konsequenzen für sein/ihr Arbeitsgebiet zu überdenken. Der Autor geht als Vorbild voran, doch es gibt andere Modelle ...
Das Wichtige:
1. Hunderte Millionen von Menschen leben und sterben in einer Weise, die nach den Menschenrechten und anderen Humanitätsvorstellungen eindeutig als negativ zu bezeichnen sind (Hunger, Sklaverei etc.). Vgl. Thomas Pogge.
2. Es bestehen globale und lokale gravierende Umweltprobleme: globale Erwärmung, Energie, Wasser etc.
3. Die derzeitigen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Ordnungssysteme haben gravierende Schwächen (Demokratisierung, Transformation etc.)
4. Obwohl es wissenschaftlich (!) abgesichert ist, dass die Verringerung der sozialen Ungleichheit ein Topziel der Humanisierung und Kultivierung ist, wurde es bisher meines Wissens in den Verfassungen der Hochstaaten nicht verankert. Vgl. Publikationen von Richard G. Wilkinson und Tony Atkinson.
Kurz gesagt: Die Umweltprobleme und die zentralen politischen und ökonomischen Strukturprobleme sind nur gmeinsam zu lösen. Diese Erkenntnisse erscheinen gebildeten Menschen wahrscheinlich trivial. Doch ihre Anwendung auf die eigenen Arbeits- und Kommunikationsverhältnisse ist weder trivial noch einfach durchzuführen.
Wenn ich mein zentrales Arbeitsgebiet Thanatologie betrachte, dann kann ich feststellen, dass diese bedeutsamen Aspekte vernachlässigt werden, ja sie tauchen meist überhaupt nicht auf. Übrigens gilt dies in eingeschränktem Maße auch für die beiden anderen auf dieser Homepage vertretenen Disziplinen, Soziologie und Erziehungswissenschaft . Auch aus diesem Grund sind die deutschsprachigen Lehrbücher in der Soziologie und Erziehungswissenschaft in der Regel als zu doxisch oder zu angepasst zu bezeichnen. Meine Bücher "Soziologie kompakt" und "Erziehungswissenschaft im Aufbruch" (schon etwas veraltet) und meine Texte "Sterben - Sterbehilfe - Töten - Suizid" (auf relativ neuem Stand) und Paedilex sind in dieser Hinsicht ein wenig besser geraten, aber nicht gut genug.